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  • Klaus Meitinger

Die Kunst des Investierens.

(Geschätzte Lesezeit: 3 - 5 Minuten)

Anlageregeln. Eberhard Buschmann hat 25 Jahre lang in verschiedenen Family Offices große Vermögen betreut. Und private wealth in den vergangenen zehn Jahren gleich zwei Interviews gewährt. Unternehmerfamilien, meint er, investierten eben anders – geduldiger, langfristiger. In diesem Herbst zieht Buschmann eine Art Fazit. Was Investoren tun – und was sie lassen sollten.

Eberhard Buschmann sitzt auf demselben Stuhl wie im Ok­to­ber 2008. Auf der Terrasse des Bayerischen Hofs ist die Stimmung entspannt. Ganz anders als vor sechs Jahren. Damals dis­kutierten die Profis hinter vorgehaltener Hand Szenarien, in denen selbst Bundesanleihen nicht mehr vollständig zurückgezahlt wurden. Damals hatte Buschmann gesagt: „Ich fange jetzt an, starke Werte zu kaufen.“ Das hat sich ausgezahlt.

„Wissen Sie“, überlegt Eberhard Buschmann heute, „die Europäische Zentralbank wird ja immer viel kritisiert. Aber aus meiner Sicht hat sie ihren Job bisher verdammt klug gemacht. Wir wissen zwar nicht, wie das alles enden wird. Aber de facto hat sie uns doch alle gerettet. Andernfalls hätte es den ganz großen Knall gegeben – Bankenzusammenbrüche, soziale Unruhen in Europa, politische Umstürze. Wir sollten dankbar sein, dass es uns allen heute so gut geht.“

private wealth Ist die Lage jetzt stabil?
Eberhard Buschmann Es fühlt sich zumindest so an. Aber voll überzeugt bin ich nicht. Immerhin gibt es einige Anzeichen dafür, dass der Schock 2008/2009 groß genug war, um ein paar Exzesse zu bereinigen. Wie lange das anhält, ist allerdings fraglich. Bei den Finanzinstituten hat sich in den führenden Köpfen wenig geändert. Die Banken sind heute zwar stabiler, aber nicht so stabil, dass wir sagen könnten, da droht uns nichts mehr. Es ist zu befürchten, dass irgendwann von dort das nächste Problem auf uns zukommen wird. Das ganze Bankensystem steht nach wie vor auf tönernen Füßen.

pw Trotzdem sind Zinsen und Risikoprämien extrem niedrig, Aktien- und Immobilienpreise sehr hoch.
EB Aktien sind von der Bewertung her tatsächlich schwindelerregend teuer. Solange der Zins aber zwischen null und zwei Prozent bleibt, lassen sich viele Bewertungsverhältnisse aber noch einigermaßen vertreten.

pw Raten Sie jetzt noch, Aktien oder Immobilien zu kaufen?
EB Ich würde es nicht mehr machen.

pw Würden Sie die „starken“ Aktien verkaufen, die Sie 2009 gekauft haben?
EB Wissen Sie, Aktien, die teuer sind, können auch noch viel teurer werden. Wenn Sie zu früh aussteigen, haben Sie vielleicht ein Problem. Weil der letzte Anstieg oft der schönste ist. Deshalb ist heute eine Teilstrategie sinnvoll.

pw Wie sieht die genau aus?
EB Ein Kernportfolio aus starken Aktien – BASF, Nestlé oder Air Liquide – würde ich jetzt nicht verkaufen. Die sind langfristig eine relativ sichere Anlage. Denn der Totalausfall, wie bei anderen Instrumenten, ist so gut wie ausgeschlossen. Selbst nach hohen Verlusten haben sie immer eine Comeback-Chance. Aber die unsicheren Kantonisten, also zyklische Aktien mit nicht so tollen Bilanzen, würde ich nun aussortieren. Und dann ruhig auch das Risiko eingehen, die so geschaffene Liquidität ein paar Jahre lang praktisch zu null Zins zu halten. Sie haben ja vorher viel verdient. Falls es dann – was eben auch möglich ist – eine Korrektur um 30 oder 40 Prozent gibt, werden Sie froh sein, diese Liquidität zu haben. Wer krampfhaft versucht, den letzten Prozentpunkt an Rendite herauszuholen, muss in der Regel dafür zu hohe Risiken eingehen.

pw Gibt es noch interessante Märkte abseits der großen Anlageregionen?
EB Ich würde dort den Schwerpunkt setzen, wo das Wachstum  in den nächsten zehn bis 20 Jahren am höchsten sein wird. Deshalb kommen Sie an Asien und den Schwellenländern nicht vorbei. China ist jetzt seit fünf Jahren schlecht gelaufen. Das wird sich irgendwann wieder ändern. Mit Sicherheit. Aber Sie haben halt auch höhere Risiken. Schließlich kann niemand von uns vorhersehen, wie die politische Ordnung dort in 20 Jahren aussehen wird.

pw Was ist aus Ihrer Sicht heute das größte Risiko für vermögende Familien?
EB Die Deflation und damit einhergehend ein Wirtschaftsabschwung. Da habe ich tatsächlich Bauchschmerzen, was Europa angeht. Es könnte sein, dass auch bei uns – wie in Japan – das viele Geld, das die Notenbanken in das System schleusen, einfach nicht reicht. Die ersten Zeichen einer Deflation sehen wir ja schon. Ich fürchte, dass das erst der Anfang ist. Wenn sich das verschlimmert, haben die Staaten in Europa kaum mehr Möglichkeiten, stimulierend einzugreifen. Wir leben nun seit 40 Jahren in Deutschland in Wohlstand. Ohne Krieg, ohne Nöte. Niemand hat mehr auf der Rechnung, dass irgendetwas schiefgehen könnte. Niemand sagt: „Leute, dass es uns so gut geht, ist eigentlich nicht normal.“ Viel Wohlstand wurde auf Pump finanziert. Irgendwann werden wir das zurückzahlen müssen.

pw Wie können sich Vermögende vor dem Worst Case schützen?
EB Der einzige Schutz ist eine vernünftige Streuung des Vermögens. Außerdem es sinnvoll, einen Teil des Vermögens in Werten wie Gold zu halten – zehn, 15 Prozent. Das verkauft man auch nicht. Das ist die Risikolebensversicherung.

pw Ist es sinnvoll, über andere Rechtsräume nachzudenken?
EB Auswandern hilft doch auch nichts. Wenn es wirklich hart auf hart kommt, wird kein Land der Welt besser aussehen. Hier in Deutschland haben wir doch eines der stabilsten Sys­teme. Ich würde lieber hierbleiben und eventuelle Vermögensverluste oder höhere Steuern in Kauf nehmen, als irgendwo anders ein Fremder zu sein. Wer garantiert Ihnen denn, dass Sie in einer krisenhaften Situation dort als Ausländer wohl gelitten bleiben?     ®

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